Frag mal nach!

Verein Amazone veröffentlicht Kampagne am Weltmädchen*tag

Ich kann mit niemandem über meine Ängste reden. Ich finde keine Freund*innen. Mein Alltag stresst mich. Ich habe Angst vor Krieg und Klimakrise. Ich bekomme dauernd Vorwürfe von meinen Eltern. Ich werde von der Schule nach Hause geschickt, wenn meine Kleidung nicht entspricht. Man hört mir nicht zu. Ich fahre nicht mehr mit den Öffis, weil ich dauernd blöde Sprüche höre. Ich traue mich nicht, nachts alleine draußen zu sein. Niemand nimmt mich ernst.

Diese und ähnliche Aussagen von Mädchen* und jungen Frauen* hören die Mitarbeiterinnen* des Vereins Amazone häufig – in Workshops und Beratungen an Schulen und in Jugendzentren in ganz Vorarlberg. Aktuelle Studien bestätigen das: Rund 22 Prozent der Mädchen* leiden an einer depressiven Verstimmung oder Depression.[1] Jede dritte Frau* erlebt in Österreich ab dem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexualisierte Gewalt.[2] Vorarlberg steht im Bundesländervergleich oftmals noch schlechter da: Vorarlbergerinnen* haben das geringste Jahreseinkommen – obwohl Männer* das höchste haben.[3] Von 96 Bürgermeister*innen sind nur sieben weiblich.[4] Handwerk und Industrie kommen auf nur rund 20 Prozent Mädchen* in der Lehre.[5]

Zu wenige Angebote für Mädchen*

Diese Gegebenheiten prägen Kinder und Jugendliche. Das vom Bundeskanzleramt geförderte Projekt stark.frei.selbstbestimmt. richtet sich ganz gezielt an Mädchen* und junge Frauen* in ländlichen Regionen, denen Zugänge zu mädchenspezifischen Angeboten oft fehlen. Der Verein Amazone setzt seit vielen Jahren Workshops, Beratungen und offene Räume für Mädchen*, junge Frauen*, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Jugendliche zwischen zehn und 25 Jahren um. Wie wichtig diese Angebote sind, zeigt etwa die steigende Inanspruchnahme der amazoneBERATUNG und die hohen Besucherinnenzahlen im amazoneZENTRUM. „Unsere Gesellschaft nimmt die Anliegen von Mädchen* und jungen Frauen* nicht ernst genug. Die Anzahl an Mädchen*, die sexualisierte Gewalt, Beleidigungen zu ihrem Aussehen und ein ständiges Unterschätzen ihrer Fähigkeiten erlebt, ist schockierend“, meint Angelika Atzinger, Geschäftsführung im Verein Amazone.

Zuhören und nachfragen

Die am 11. Oktober – dem Weltmädchen*tag – veröffentlichte Kampagne „Frag mal nach!“ präsentiert Erfahrungen und Themen von Mädchen* und jungen Frauen* und zeigt anschaulich, was sie täglich hören, lesen und erleben. Die aus fünf Sujets bestehende Kampagne wird sowohl online als auch in Printform zur Verfügung gestellt und fordert Erwachsene auf, nachzufragen und geschlechtsspezifische Problemstellungen von Mädchen* und jungen Frauen* ernst zu nehmen.

Eine selbstbestimmte Lebensgestaltung von Mädchen* und jungen Frauen* ist nur dann möglich, wenn ihre Bezugspersonen, politisch Verantwortliche und die Gesellschaft insgesamt ihre Anliegen in den Fokus rücken und unterstützen. Konkrete Anregungen für mit Jugendlichen Arbeitende werden außerdem in Form eines Manuals zur Verfügung gestellt.

Die Plakate können im Verein Amazone abgeholt werden. Alle Informationen finden sich auf der Website: www.amazone.or.at/projekte/stark-frei-selbstbestimmt

Fotos

  • AngelikaAtzinger_(c)VereinAmazone.jpg: Angelika Atzinger, Geschäftsführung im Verein Amazone, © Verein Amazone
  • Titelbild: Larissa_Kathy_(c)Stadtmuseum Dornbirn.jpg: Larissa Kreuzer und Katharina Buhri bieten Beratungen an – in Workshops aber auch bei Projektaktivitäten im öffentlichen Raum, © Stadtmuseum Dornbirn
  • Plakat_Sujet1_(c)VereinAmazone.jpg

[1] Felder-Puig, Rosemarie; Teutsch, Friedrich; Winkler, Roman: Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern. Ergebnisse des WHO-HBSC-Survey 2021/22. Wien: BMSGPK, 2023. Seite 6

[2] vgl. https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/kriminalitaet-und-sicherheit/gewalt-gegen-frauen [Zugriff 30.09.2024]

[3] vgl. Vorarlberger Gelichstellungsbericht 2021, Seite 141. Abrufbar unter: https://vorarlberg.at/documents/302033/472097/Vorarlberger+Gleichstellungsbericht+2021.pdf/a4bbfc76-d044-1e80-7d1e-5907f087d8c6?t=1625208179116 [Zugriff 30.09.2024]

[4] vgl. https://gemeindebund.at/buergermeister-und-buergermeisterinnen/ [Zugriff 30.09.2024]

[5] vgl. Vorarlberger Gelichstellungsbericht 2021, Seite 26 https://vorarlberg.at/documents/302033/472097/Vorarlberger+Gleichstellungsbericht+2021.pdf/a4bbfc76-d044-1e80-7d1e-5907f087d8c6?t=1625208179116 [Zugriff 30.09.2024]

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