Viele Schauspieler haben sich an der Romanfigur des Philip Marlowe von Raymond Chandler versucht, nicht nur Humphrey Bogart. Der letzte war bis vor kurzem James Caan. 2023 kam aber ein „neuer“ Marlowe in die Kinos und ist jetzt bei Amazon Prime zu sehen.
Knapp 2 Stunden lang versucht Liam Neeson als Marlowe eine verzwickte Geschichte zu entwirren. „Eigentlich“ soll er nur den verschwundenen Liebhaber einer reichen Erbin finden, aber das führt ihn in ein Gestrüpp von Verwicklungen, Täuschungen und schlussendlich einigen Morden. Hauptakteure sind neben hier neben der Erbin und Auftraggeberin (Diane Kruger als Claire Cavendish) ihre Mutter (Jessica Lang als Dorothy) und der Clubmanager (Danny Huston als Floyd Hanson). Nicht zu vergessen der quicklebendige Nico (Francois Arnaud) als Liebhaber, der eigentlich als Unfallopfer sehr tot sein sollte und der „Botschafter“ (Mitchell Mullen) als treibende Kraft im Hintergrund. All das spielt im Los Angeles der dreißiger Jahre.
Passen die Schuhe? Ja, Liam Neeson verkörpert den Marlowe durchaus ernsthaft, desillusioniert und glaubwürdig. Die Ausstattung, das Licht und die Musik passen, zeitweise wurde ich an Chinatown mit Jack Nicholson erinnert. Nur beim Drehbuch hätte man etwas mehr auf Klarheit statt auf immer noch mehr Verwirrung setzen können. Als nämlich endlich „alle“ Karten auf dem Tisch liegen, ist das dann doch etwas sehr weit hergeholt.
Was bleibt: ein optischer Leckerbissen und Liam Neeson kann die großen Erwartungen erfüllen. Mitraten macht keinen Sinn, weil doch alles ganz anders ist. Ob man sich die gut 100 Minuten netto unbedingt anschauen muss, sei jedem selbst überlassen.