Überraschend und Gut

Von Thomas Bertram

Dune 2 ist in den Kinos angelaufen und erfreut sich unterschiedlicher Kritiken. Hier folgt meine.

Und da ist die Überschrift bereits wegweisend: da steht nicht „Überraschend gut“, denn das hätte ja bedeutet, dass ich mit mäßigen Erwartungen ins Kino gegangen und dann positiv überrascht worden wäre, sondern eben bewusst: „Überraschend und Gut“.

Ja, der Film ist wirklich gut, gut gemacht allemal, man sieht die 190 Millionen Dollar Produktionskosten. Der Film ist einerseits unglaublich bildgewaltig, ob es die Wüstenszenen sind oder die geradezu surrealistischen Kulissen auf dem Heimatplaneten der Harkonnen, das Sietch Tabre auf Arrakis oder die Spice-Ernter, das kommt auf der großen Leinwand einfach super rüber. Wenn dann zum ersten Teil des Finales die Sandwürmer in großer Zahl auf die Truppen des Imperators stoßen, da möchte man am liebsten ebenfalls wegrennen. Daneben und nicht danach ist die eindrucksvolle Filmmusik von niemanden Geringeren als Hans Zimmer zu nennen. Und die erzählte Geschichte ist in ihrer ganzen Länge von immerhin knapp 3 Stunden Kinozeit nie langweilig oder wirkte auch nicht künstlich durch Action aufgepeppt. Action, wo Action passt, dann wieder stille Passagen, nachdenkliche Einblicke in die Welt des Paul Atreides alias Muabdib Usul (wie im ersten Teil: Timothée Chalamat), der mit seinem Schicksal hadert, unterstützt von Chani (erneut gespielt von Zendaya).

Und da sind wir bei „Überraschend“ angekommen, denn während sich Teil 1 noch sehr stark an die Buchvorlage von Frank Herbert gehalten hat, hat sich Denis Villeneuve als Regisseur, Drehbuchschreiber und Produzent doch relativ weit vom Original entfernt. Paul möchte um jeden Preis verhindern, dass er zum großen Anführer, zum Heilsbringer der Fremen wird. Seine Freundin und große Liebe Chani unterstützt ihn dabei, sie will ihren Muabdid als Fedaykin bei sich haben, einem tapferen Krieger, aber nicht als Messias. Als er im Finale erklärt, dass er die Tochter des Imperators ehelichen wird, um seinen Anspruch auf dessen Thron zu untermauern, verlässt sie ihn, obwohl er ihr nur kurz zuvor ewige, einzige Liebe versprochen hat. Diese Abweichungen vom Original sind einigen Kritikern sauer aufgestoßen, aber warum? Warum nicht die Geschichte etwas anders erzählen, andere Aspekte einbringen, veränderte Schwerpunkte setzen? Schließlich ist der Rest doch stimmig, Lady Jessica, die zur „Ehrwürdigen Mutter“ wird, agiert weiterhin im Hintergrund und sorgt für die Stimmung, die Harkonnen sind genauso fies und hinterhältig wie beschrieben, auch wenn der Anschlag jetzt nicht von Feyd Rautha gegen den Baron, sondern umgekehrt ausgeführt wird. Ein Glanzlicht ist Christopher Walken als Imperator, es sind nur kurze Auftritte, aber so muss ein Imperator sein.

Vor meiner eindeutigen Empfehlung, sich den Film anzuschauen, eine winzige Warnung: wer den ersten Teil nicht gesehen hat, oder wer die Geschichte nicht kennt, der sollte sich vielleicht etwas vorbereiten, denn der Film beginnt fast übergangslos da, wo Teil 1 aufgehört hat. Aber es geht auch so, dann genießt man einfach den Sound und die Bildgewalt. Wer ein IMAX-Kino in der Nähe hat, sollte den Aufpreis nicht scheuen. Viel Spaß bei Dune!

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