Die Forderung nach Abschaffung der Noten ist für die ÖPU-Vorarlberg nicht nachvollziehbar
Die Wiener SPÖ sorgte mit ihrer Forderung, Noten und die Matura abzuschaffen, für Aufsehen. Nach einigen Rückziehern von prominenter Seite erhielt die Forderung Unterstützung vom Rektor der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, Gernot Brauchle. Brauchle, Psychologe und Rektor der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, hält eine Abschaffung der Schulnoten für sinnvoll. „Noten sind sogenannte externe Motivatoren. Die haben Nachteile für mein eigenes Wollen, etwas zu lernen“, erklärte Brauchle. Daher hält er den Vorschlag der SPÖ zur Abschaffung der Noten für vernünftig. Es brauche dann aber auch eine Reform des Schulsystems. „Man müsste Schüler und Schülerinnen bis zum Alter von 14 oder 15 in einem Schulbereich unterrichten. Und dann bräuchte es noch ein neues Kriterium, wer in eine höhere Schule oder weitere Schule gehen darf. Das müsste man erst noch erfinden. Und man müsste Lehrer umschulen, weil Lehrer ja heute auch gewohnt sind, mit Noten zu steuern“, so Brauchle.
PH Rektor Gernot Brauchle
„Diese Forderungen sind nicht nachvollziehbar und zeigen, dass hier der Blick in den gelebten
Schulalltag fehlt“, so die Vorsitzende der ÖPU-Vorarlberg, Michaela Germann.
„Soll der Unterricht ertragreich sein, so setzt das die Erledigung der damit verbundenen unbedingt erforderlichen Lernarbeit voraus. Das bedeutet, dass ich in diesem Zusammenhang Leistung einfordere und diese Leistung muss auch messbar sein. Noten haben dabei einen wesentlichen Stellenwert, da sie die knappste Rückmeldung von Leistung sind. Sie sind ein Gradmesser des Wissenstands und des
Kompetenzniveaus und sollen auch so verstanden werden“, fasst Michaela Germann die Erfahrung ihrer Unterrichtstätigkeit an einem Vorarlberger Gymnasium zusammen. Schülerinnen und Schüler wollen benotet werden. „Mir sind noch keine Schülerinnen und Schüler begegnet“, so Germann, „deren Leistung ich mit einer anderen Form der Beurteilung beschrieben habe, die nicht gefragt hätten: Und, was ist das jetzt für eine Note?“ Leistung ist ein zentraler Wert – nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch an den Schulen. In unseren Bildungseinrichtungen wird die nächste Generation auf das Leben vorbereitet und erhält dabei wesentliche Grundlagen, um ein erfolgreiches und selbst bestimmtes Leben führen zu können. Leistung und Leistungsbereitschaft sind dabei wichtige Bestandteile und klar ist, dass Leistung auch messbar sein muss.
Die Personalvertreterin und ÖPU-Vorsitzende Germann sieht sich in ihrer Forderung, weiterhin Noten für die Leistungsbeurteilung zu verwenden, von vielen Seiten unterstützt. Sowohl die Vertreterin der Schülerinnen und Schüler auf Bundesebene, Charlotte Stütz, als auch die bekannte Bildungspsychologin Christiane Spiel sprechen sich in einem aktuellen Falterartikel gegen die Abschaffung der Noten aus.
Auf die Frage, was sie von der Abschaffung der Noten halte, antwortete Christiane Spiel: „Davon halte ich nichts. Warum sollte man das tun? Noten sind ein Anreiz und eine Rückmeldung für die Kinder. Das setzt am falschen Punkt an. Nicht die Noten sind böse.“ „Es steht für mich außer Frage, dass es auch in Zukunft Schulnoten zur Beurteilung der Leistung von Schülerinnen und Schüler geben wird, wobei ich es als durchaus sinnvoll erachte, die Noten gegebenenfalls durch differenzierte verbale Rückmeldungen zu ergänzen“, so Michaela Germann abschließend.
Michaela Germann
Titelbild: Minhbuiart