Auf der Flucht

Kennt diese Serie noch irgendjemand? Unwahrscheinlich aber bestimmt hat der eine oder die andere den Spielfilm mit Tommy Lee Jones gesehen. Er basiert auf einer sehr erfolgreichen und deshalb schon damals extrem verlängerten amerikanischen TV-Serie. 120 Folgen zwischen 1963 und 1967, jedes Jahr 30 neue.

Die Grundidee der verfolgten Person, die sich in jeder Episode an einem anderen Ort mit seiner Enttarnung plus diversen Verbrechen auseinandersetzen muss, wurde beibehalten und dann sehr erfrischend neu interpretiert. U.a. kann man sie auf Amazon prime schauen.

Die Hauptdarstellerin (Natasha Lyonne als Charlie Cale) ist eine Frau, in deren Zeugnissen bestimmt immer „sehr bemüht“ stand. Sie bemüht sich wirklich, alles richtig zu machen, aber es klappt eher selten. Doch darum geht es gar nicht, denn sie hat eine besondere Gabe, sie kann Lügen erkennen, 100%ig. So hat sie sich eine Zeitlang sehr erfolgreich am Pokertisch betätigt, bis einer der großen Kasinobosse ihr auf die Schliche kam und sie als Betrügerin denunzierte, was sie von weiteren Pokerrunden ausschloss. Aber er gab ihr einen Job als Kellnerin in seinem Kasino.

Und in Folge 1 wird ihre Freundin, die in diesem Kasino als Zimmermädchen arbeitet, erschossen, scheinbar von ihrem gewalttätigen Mann, der sich daraufhin selbst das Leben nahm. Und Charlie bemerkt die Lügen des Sicherheitschefs und des Sohnes des Kasinochefs, der jetzt die Leitung hat. Dieser wiederum will Charlie mit ihren Fähigkeiten rekrutieren, um einen schwerreichen Gast extra auszunehmen. Beides geht gehörig in die Hose, dank Charlie, der Sohn stürzt sich aus dem Fenster, sein Vater wird ab jetzt Charlie jagen. So endet Folge 1.

Und in den nächsten 8 Folgen wird Charlie immer wieder an einem anderen Ort auftauchen, jobben und immer in irgendeine verzwickte Mordgeschichte geraten, oft als Unfälle getarnt. Bis hierher alles ok, aber ja nun nicht wirklich überragend. Doch die Drehbuchschreiber haben sich eine ausgesprochen interessante Inszenierung einfallen lassen: wir sehen in den ersten Minuten – und das kann fast die halbe Folge lang sein (!)- das Verbrechen, wer – wie – und teilweise sogar warum. Danach erst gibt es den Zeitsprung, ein paar Tage oder Wochen, einmal sogar Monate zurück und Charlie betritt die Szene, wie immer als Randfigur, Kellnerin, Hilfsarbeiterin, Assistentin und wie sie in das Puzzle hineinpasst. Es kulminiert in dem Mord und ab jetzt ist Charlie die Hauptfigur, die nervige Frau mit den unangenehmen Fragen. Ein absolutes Highlight ist die Folge mit Nick Nolte und Luis Guzman als Gaststars.

In Folge 10 steht Charlie unfreiwillig ihrem ehemaligen Arbeitgeber und Vater des Casinochefs aus Folge 1 gegenüber. Doch der will … nein, seht selbst, hier wird nicht zu viel gespoilert. Doch ein klein wenig schon: Eine zweite Staffel ist nach Folge 10 fix. Ich werde sie schauen! Und ihr schaut jetzt erstmal Staffel 1.

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